Reisebericht 71° Nord
Track auf Google Maps:
71° Nord - oder einmal Nordkap und zurück - 2016
Lange auf der Wunschliste wurde es jetzt in 2016 endlich verwirklicht.
71° 10′ 21″ Nördliche Breite und 25° 47′ 1″ Östliche Länge, genau an diesem Punkt auf der norwegischen Halbinsel Nordkinn befindet sich das Nordkap, der nördlichste Punkt der über das Strassennetz vom europäische Festland aus erreicht werden kann.
Ende Juni, Anfang Juli 2016 mache ich mich auf einer 3 wöchigen Reise auf den Weg, um genau diesen nördlichsten Punkt zu besuchen.
Durch Dänemark nach Norwegen, entlang der Ostküste und über die Inselgruppe der Lofoten wird mich die Tour zum Nordkap führen. Auf der Rückreise werde ich gen Süden durch Schweden, Finnland und das Baltikum (Estland, Lettland, Litauen), Polen und die Tschechische Republik zurück nach Deutschland fahren.
– Planung / Vorbereitung –
Februar 2016
Die Internetrecherchen sind weitestgehend abgeschlossen. Die in den letzten Wochen zusammengetragenen Landkarten ausgiebig studiert und eigentlich könnte es gleich losgehen.
Samstag, 25.06.2016 (1.171 km)
2:53 Uhr, durch einen lauten Knall werde ich aus dem Schlaf gerissen. Draussen tobt ein Gewitter wie ich es selten erlebt habe. Kann ich heute wirklich los?!? Naja, schließlich will ich ja erst gegen 6:00 Uhr losfahren und das Wetter hat noch gut 3 Stunden, um sich zu beruhigen.
5:45 Uhr, die Q rollt. Dieses verrückte Wetter hat sich in der Tat etwas beruhigt. Vor mir liegen rund 1.100km bis zum Fährhafen am nördlichen Zipfel Dänemarks. Zeitlich bin ich gut unterwegs und so kann ich um die Mittagszeit tatsächlich einen Abstecher in die Innenstadt meines in den letzten Jahren liebgewonnen Hamburgs machen.
Um die Uhrzeit ein einfaches um bei meiner Lieblingsfischbude ein frisches Krabbenbrötchen zu verzehren, so denke ich mir. Weit gefehlt und was ich nicht wusste, an diesem Wochenende finden die Hamburg Harley Days statt. Die ganze Stadt, jede Strasse, jede Ecke alles voll mit Harley Davidson Motorrädern und meine dicke Q mittendrin. Das Krabbenbrötchen bekomme ich trotzdem und schon geht’s auf der anderen Seite der Stadt wieder auf die Autobahn.
Zwischendurch immer wieder kleinere Regenschauer, die sich aber kaum lohnen hier erwähnt zu werden.
Zeitig um kurz nach 18:00 Uhr erreiche ich Hirtshals. Mein dort vorreserviertes Zimmer im DanHostel liegt direkt unterhalb des traumhaften Leuchtturms. Kaum angekommen und Zimmer bezogen, das obligatorische, mitgebrachte Schrankenbier getrunken und jetzt noch ein bisserl durch die Stadt bummeln.
Die 1.100km waren anstrengend, aber ich bin froh hier zu sein um Morgen in der Früh die Fähre nach Norwegen zu nehmen.
Sonntag, 26.06.2016 (235 km)
7:00 Uhr aufstehen, packen und zur Fähre fahren. Es ist trocken und angenehme 20°C. Die Fähre legt pünktlich ab. Hier treffe ich einen österreichischen KTM Fahrer, der auf einer ähnlichen Route wie ich unterwegs ist. Sehr ambitioniert von ihm, denn er will das Ganze in nur 2 Wochen fahren.
Nach 4,5 Stunden laufen wir in den Hafen von Langesund ein. Irgendwie beginnt für mich der Urlaub erst jetzt, hier in Norwegen.
Dieser beginnt dann aber auch gleich richtig. Es ist nebelig und vom Himmel fällt Nieselregen. Dieser hat aber ebenso seine angenehme 20°C und macht das ganze doch recht erträglich. Ich fahre nordwestwärts die B36 und dann die E134. Meist ist die Strecke auf 60 km/h begrenzt und gelegentlich darf ich sogar 80 km/h fahren. So richtig voran kommt man da nicht wirklich. Aber so war es ja auch zu erwarten.
Nach rund 200km entscheide ich mich bei Haukeligrend für einen Campingplatz und beziehe dort eine kleine Holzhütte.
Montag, 27.06.2016 (478 km)
Um 8:00 Uhr sitze ich auf dem Motorrad und starte den Motor. Über einen kleinen Pass durch mitten ein Skigebiet auf 1.000 Metern Höhe und 9°C geht es über die E134 und E13 bis Odda.
Wettertechnisch habe ich nach ca 30-45 Min dann weniger Glück. Es beginnt zu regnen, und es wird den ganzen Tag nicht mehr aufhören. Die einzigen Abschnitte, in denen es mal nicht regnet sind die immer wiederkehrenden, unzähligen Tunnel.
Ein gutes hat das Regenwetter. Ich komme gut voran und mache Strecke. Was sonst ausser fahren soll ich machen?!?! Schade nur um jedes Bild das Heute, bei dem Wetter, nicht gemacht werden kann.
Bergen kenne ich bei besserem Wetter, lasse es Links liegen und entscheide mich lieber für einen kleinen, einspurigen Pass der von Dale über Otterstad nach Romarheim führt.
‚Bergen‘ links liegen gelassen?!?! Denkste!!! Auf der kl. einspurigen Strasse über den Pass wollte ein älterer Herr seinen PKW zurücksetzen um dem Linienbus Platz zu machen. Beim Rangieren geriet er von der Fahrbahn und sein Wagen rutschte mit beiden Räder links vom Asphalt.
Ohne weiteres bekommt man das Auto so nicht mehr aus dem Graben gefahren.
Ein paar Passanten, allesamt Deutsche, der Busfahrer und natürlich ich helfen zusammen, um den Opel Zafira in einer 1,5 stündigen Aktion aus dem Graben zu ‚bergen‘ und wieder auf die Strasse zu bekommen.
Weiter, die E16 erreicht, geht’s gut voran. So kann ich sogar Heute noch den Abzweig bei Byrkelo erreichen und den Pass (D60) bis Innvik queren. Hier direkt am Fjord finde ich den Viking Camping und kann mich ebenfalls wieder in einer deren Holzhütten einmieten.
Dienstag, 28.06.2016 (517 km)
Ich bin früh unterwegs und bei bestem Wetter überfahre ich einen landschaftlich traumhaften Pass. Die Strasse ist dermaßen gut ausgebaut, dass das Fahren nach den Regentagen eine wahre Freude bereitet. Über die Bergkuppe rüber komme ich zum Aussichtspunkt am Geiranger Fjord. Dort unten in dem kleinen Gewässer liegt ein großer Passagierkreuzer vor Anker. Der Ausblick auf den Geiranger ist so atemberaubend, dass ich mich erstmal wieder richtig sammeln muss um weiterfahren zu können.
Rund 120 km später, die Landschaft auf der Srecke fesselt mich total, komme ich an die sagenhaften Trollstigen. Auch hier bietet sich wieder ein Anblick an Natur wie ich es seltenst erlebt habe.
Gestern Abend hatte ich noch kurzfristig ein Bett in einem Hostel gebucht und so muss ich auch heute noch die rund 300km bis Trondheim zurücklegen. Bei dem Wetterchen und der Landschaft aber alles andere als eine Strafe. Der Tag war in Sachen Landschaft, Wetter, sowie Strecke und Strassenbeschaffenheit ein wahrer Genuss.
Mittwoch, 29.06.2016 (760 km)
Gestern Abend, es hat angenehme 17°C, und es ist auch um 23:15 Uhr noch taghell, sitze ich vor dem Hostel und unterhalte mich mit Dani, eine alleinreisende Motorradfahrerin aus Garmisch.
Trondheim lasse ich bei bestem Wetter hinter mir und ziehe weiter nordwärts, immer entlang der E6. Ich fahre und fahre und irgendwann, es ist schon fast 17:00 Uhr (wie schnell doch die Zeit vergeht wenn’s Spass macht) passiere ich die imaginäre Linie des nördlichen Polarkreises. Hier am ‚Polar Circle Center‘ muss irgendwie Jeder anhalten, aber zu sehen gibt’s nix.
Weil das Fahren gerade so viel Spass macht, lasse ich es weiterrollen und halte Ausschau nach einer netten Bleibe. Ca. 15 km vor Fauske sehe ich immer wieder Schilder mit der Aufschrift ‘MC Treff‘ hier oder dort lang. Wenn ich das jetzt richtig interpretiere, dann geht es hier zu einem Motorradtreffen und voller Hoffnung folge ich den Schildern. In der Tat, auf einem riessiegen Freiluftgelände hält der Motorrad Club Saltdal hier ein Bikermeeting ab. Das Treffen soll offiziell erst Morgen am Donnerstag starten, aber ab heute Nachmittag haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich zu registrieren und auf dem Gelände die Zelte aufzuschlagen. Ich bin nahe dran mich ebenfalls anzumelden. Alleine die Gebühr von rund 70,-€ und das ich von der Livemusik, dem BBQ usw. am Wochenende gar nichts haben werde, ich will ja nicht die nächsten 3-4 Tage hier verweilen, halten mich von einer Registrierung ab.
Jetzt kann ich auch noch die letzten 65km bis nach Bodo fahren. Angst zu haben in die Dunkelheit zu kommen brauche ich hier ja nicht mehr, es wird hier in dieser Jahreszeit nicht mehr dunkel! Hier von Bodo legt die Fähre nach Moskenes auf den Lofoten ab. Am Fährterminal erkundige ich mich über die Abfahrtzeiten und checke in dem benachbarten Hostel ein.
Donnerstag, 30.06.2016 (306 km)
Was soll ich Heute sagen wo mir doch so sehr die Worte fehlen. Das Wetter ist Hammer, die Überfahrt dauert kurzweilige 3:20h. Die Ankunft auf den Lofoten ist einfach nur traumhaft, 25°C, blauer Himmel, Sonnenschein und weil ich wirklich nicht weiss wie ich das beschreiben soll, ich bin nämlich sprachlos…
…hier nur ein paar Bilder…
Freitag, 01.07.2016 (230 km)
Ein paar leichte Regentropfen auf meinem Zelt wecken mich aus dem Schlaf. Zum Glück fängt es nicht richtig an zu regnen und ich bekomme meinen ganzen Campingkrempel trocken zusammengepackt. Es sind nur ein paar Kilometer bis auf die Insel Andoy und ich kann mir hier die nächsten 65 km bis Andenes richtig Zeit nehmen. Erst in 5 Stunden wird die Fähre hinüber nach Gryllefjord auf der Insel Senja ablegen. Der Himmel reisst auf und bei bester Witterung geht es entlang der kleinen Küstenstrasse bis nach Botnham und hier auf die nächste Fähre weiter nach Hillesoy. Inselhopping auf norwegisch !
Viele Kilometer werde ich heute nicht mehr schaffen und so buche ich mir von unterwegs ein kleines Zimmer im Viking Hotel in Tromsö.
Samstag, 02.07.2016 (584 km)
Noch Gestern Abend habe ich mich entschlossen Heute den Abstecher raus nach Hammerfest zu machen. Wer weiss wann man da sonst nochmal hinkommt
In Tromsö starte ich erneut bei herrlichem Wetter. Noch schnell ein Foto von einer dieser beeindruckenden Brücken. Also biege ich von der Route ab in ein Industriegebiet, um einen geeigneten Ausblick zu suchen. Gerade als ich das Motorrad abgestellt habe, sehe ich das ich genau vor dem Clubhaus der Hells Angels Tromsö stehe.
Über die E8 und dann die E6 geht’s weiter nach Norden. Vorbei an Alta komme ich am frühen Abend in meiner Unterkunft in Hammerfest an. Die Unterkunft habe ich gezielt ausgewählt, denn dort gibt es TV auf den Zimmern und einen Aufenthaltsraum mit einem riessigen Flachbild TV. Noch beim einchecken kläre ich ab das dort auf dem Grossbildschirm heute Abend das Europameisterschafts Viertelfinale Deutschland gegen Italien laufen wird. Schau mer mal wie es ausgeht !
Sonntag, 03.07.2016 (261 km)
Der Fußballkrimi mit Verlängerung und Elfmeterschiessen ging ja zum Glück für die deutsche Nationalmannschaft gut aus und diese steht damit im Halbfinal. Hat lange gedauert diese Entscheidung, und das wo ich doch heute schon so früh los möchte. Laut Wetter App ist für heute Früh am Kap gutes Wetter gemeldet, gegen Mittag sollen Wolken aufziehen und Regen ist vorhergesagt. Am Abend soll’s dort dann wieder freundlicher sein.
Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Nach einem ausgiebigen Frühstück bewegt sich die Q um 6:15 Uhr die letzten 208 km von Hammerfest Richtung Nordkap. Rund 60 km vor dem „ZIEL“ durchfahre ich das Nordkaptunnel. Die Strasse geht im dunklen, nebeligen und kalten Tunnel rund 3 km bergab, unter dem Wasser hindurch, dann wieder ca. 3 km bergauf und schon habe ich die Nordkapinsel erreicht. Hier, auf den letzten Kilometern bis zum „ZIEL“, herrscht ein unglaublich starker und böiger Wind, sodass ich gelegentlich alle Mühe habe das Motorrad auf der Spur und auf der Strasse zu halten.
Über die letzte Kuppe und ich erblicke die Nordkaphallen. Blauer Himmel, warme 23°C und um diese Uhrzeit (9:15 Uhr) keine Menschenseele am View Point. Mit dem Selbstauslöser werde ich das Bild schiessen, welches ich schon so lange vor meinem geistigen Auge habe.
seht selbst…
Nein, zusammen mit dem Motorrad ein Bild am View Point ist leider nicht möglich. Ich habe mehrfach nachgefragt, dies scheint wohl nur in Ausnahmefällen machbar, denn auch solche Bilder habe ich schon gesehen.
Ich schaue mir in dem Nordkap Center alles ausgiebig an, eine kleine Ausstellung, die Höhle des Lichts, ein Museum, die St. Johannes Kapelle, einen wirklich sehenswerten Film im Panoramakino, alles im Preis für 260,- NOK inklusive. Das Ticket ist für 24 Stunden gültig und man darf innerhalb dieser Zeit mehrmals auf das Areal fahren.
Gegen 13:30 Uhr fahre ich 30 km zurück bis Honnigsvag und nehme mir ein Zimmerchen im Nordkap Hostel. Gerade als ich mein Gepäck vom Motorrad packe fängt es an zu regen. Alles richtig gemacht also!
Hier kann ich ein wenig entspannen, denn dank des Fussballspiels war die Nacht doch etwas kurz. Nach dem großen Regen mache ich noch einen kleinen Spaziergang rund um die Bucht und als ich zurück an das Hostel komme sehe ich die BMW von Jörg aus Hamburg. Mit ihm war ich bereits vor zwei Tagen ein paar Kilometer von Andenes bis Tromsö zusammen gefahren. Zufällig ist er in der gleichen Unterkunft abgestiegen. Wir beschliessen abends gegen 21:00 Uhr nochmals gemeinsam raus zum Kap zu fahren um dieses dann hoffentlich auch im Schein der Mitternachtssonne zu sehen.
Ach ja, hier noch mein kleiner ‚trolliger‘ Freund, den ich am Kap getroffen habe.
Montag, 04.07.2016 (781 km)
Wir waren bei Mitternachtssonne am Kap und es war wieder sehr beeindruckend. Schade eigentlich, dass ich jetzt nie mehr hierher zurück kommen kann… denn so wie heute kann man das Nordkap nur sehr selten erleben und diese Erinnerung will ich mir sicher nicht durch einen weiteren Besuch, bei schlechterem Wetter, kaputt machen lassen.
Zusammen mit Jörg fahre ich heute noch weitere 350 km. Zuerst runter von der Nordkapinsel und dann Richtung Osten. Es ist trocken, doch am Himmel kündigen große, dunkle Wolken Regen an. Zum Glück bleiben wir verschont. Der Abschnitt auf der 98 zwischen Ilfjord und Tanabru, wir fahren über eine Hochebene, ist wie gemacht für uns Motorradfahrer und bringt eine Menge Laune.
Bei Tanabru trennen sich unsere Wege dann. Jörg biegt links ab, weiter nach Osten und ich fahre über die E6 bis Utsjoki, biege hier links ab, über eine große Brücke und bin in Finnland.
Finnland soll mir nur als Transitland dienen und so kommt es mir sehr entgegen, dass die Strecke auf der E75 super gut ausgebaut ist und die Schilder meist eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h erlauben. Aufpassen muss man dennoch, denn hier in Lapland kreuzen sehr viele Rentiere die Strasse.
Jetzt fängt es doch noch an zu regnen und nach ca. 1,5 Stunden Regenfahrt beschliesse ich an einer kleinen Pension zu stoppen. Für rund 41,-€ bekomme ich hier ein klasse Zimmer, warme Dusche und sogar eine echte finnische Sauna inklusive. Die Sauna werde ich selbstverständlich dann gleich mal testen.
Hier das Saunahäuschen…
Dienstag, 05.07.2016 (591 km)
Kurzer Nachtrag von gestern Abend. Die Sauna war klasse und hat unheimlich gut getan. In der Unterkunft war auch noch Peter aus München angekommen. Er ist mit seinem Fiat Ducato Bus unterwegs und neben seiner BMW im Laderaum hat er eine Kühlbox mit frisch gekühltem Tegernseer Bier.
Daraus folgt -> Sauna + zwei Saunagänge + Jeder zwei kühle Tegernseer = nahezu perfekter Abend !!!
Für die kommenden 200 km benötige ich heute Früh fast 4,5 Std. Das Wetter ist so genial, dass ich immer wieder anhalten muss um Bilder zu machen.
Um die Mittagszeit erreiche ich Rovaniemi, hier am nördlichen Polarkreis hat der Weihnachtsmann angeblich sein Zuhause. In dem kleinen Dorf „Santa Claus Village“ ist alles auf Weihnachten getrimmt und Lautsprecher beschallen das Dorf den ganzen Tag mit Weihnachtslieder. Für mich, bei strahlendem blauen Himmel und 27°C Hitze, irgendwie ein absurder Zusammenhang.
Selbstverständlich gibt es jeden nur erdenklichen Artikel, der nur annäherungsweise mit Weihnachten oder dem Weihnachtsmann zu tun haben könnte, hier als Souvenier zu kaufen. Wer bislang nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt hatte, der fängt hier sicher wieder damit an. Ob der gute alte Mann weiss, welch ein Kommerz und Hype hier in seinem Namen gemacht wird?
Weiter Richtung Süden biege ich kurz vor Kemi rechts ab. Hier sind es nur 25 km bis zur schwedischen Grenze bei Haparanda. Ich war ja schon in Schweden, aber meine Q möchte auch mal den Boden des Königreichs Schweden sehen. So rollen wir über die Grenze, ca. 200 Meter weiter einmal um den Verkehrskreisel und dann die 25 km wieder zurück bis Kemi.
Der weitere Verlauf der Strasse ist hier nicht mehr so schön wie zuvor und zu allem Anderen fängt es jetzt auch noch an von Oben nass zu werden. Gut eine Stunde fahre ich im Regen bis dieser wieder nachlässt. Immer entlang der E75 stoppe ich bei Sipola und finde eine wirklich klasse Unterkunft. Hier im B&B Rosenberg steht mir ein komplettes Haus mit 2 Schlafzimmern, Küche, Bad und sogar einer eingebauten Sauna zur Verfügung. Alles in Allem für sehr preiswerte 40,-€.
Mittwoch, 06.07.2016 (562 km)
Heute in Ermangelung der Zeit, ihr versteht -> Urlaubsstress nur mal ganz kurz und vom Mobilephone geschrieben. Bilder und das Kartenupdate gibt’s dann Morgen wieder.
Um 7:30 Uhr bewegt sich die Q mit mir in Richtung Helsinki. 530 km, die ersten 200 km davon in teils heftigen Regen und dann die restlichen bei etwas Wolkenauflockerung. Helsinki empfängt mich dann gegen 14:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Check in im Hostel und dann die Stadt erkunden. Also sitz ich hier im Pub bei Sonne und Bier, mit 4,-€ ist das hier wieder bezahlbar und schreibe euch.
Morgen um die Mittagzeit hoffe ich die Fähre nach Estland (Tallinn) zu bekommen und dann gibt’s hier wieder mehr
Nachtrag:
Vom Pub aus, per Mobilephone, die Fähre und das Zimmer für Morgen gebucht. Ach wie herrlich einfach doch die moderne Technik ist! Dann bin ich noch den ganzen Nachmittag in der Stadt unterwegs. Tut ja auch mal gut sich zu Fuss zu bewegen und nicht nur auf dem Moped zu sitzen. Abends um 22:00 Uhr (finnische Zeit) schaue ich mir im Hostel das EM Halbfinale Portugal gegen Wales an (2:0).
Donnerstag, 07.07.2016 (10 km)
Es regnet, macht aber nix, sind ja nur 3 km bis zur Fähre welche pünktlich um 10:30 Uhr ablegt. 2 Stunden und 45 Min später legen wir in Tallinn (Estland) an. Es regnet noch immer. Ich mache mich auf den Weg zu meiner Unterkunft und checke ein.
Ganze 10 km habe ich mein Motorrad Heute bewegt und werde auch hier wieder die Stadt zu Fuss erkunden. Ein kleines Pub, in dem das heutige EM Halbfinale Deutschland – Frankreich übertragen wird, lässt sich sicher auch noch finden.
Tallinn hat wirklich eine sehr schöne Altstadt. Sehr belebt, geschäftig und in den historischen Gassen und deren Plätze jede Menge Geschäfte, aber auch nette kleine Restaurants und Kneipen. Zufällig findet gerade ein historischer Jahrmarkt mit beträchtlich vielen Gaukler, Händler, Musiker und was damals noch so alles dazu gehörte statt.
Freitag, 08.07.2016 (794 km)
Ich habe direkt gegenüber meiner Unterkunft eine klasse BBQ Sportsbar gefunden in der ich das Fussballspiel schauen konnte. Über das Ergebnis, 0:2 aus deutscher Sicht, brauche ich euch ja wohl nicht zu informieren. Die deutsche Nationalmannschaft ist jetzt, genau wie ich, auf dem Weg nach Hause.
In der Früh leichter Nieselregen und ich fahre an die Tankstelle, um das 41 Liter Spritfass meiner dicken Q randvoll zu tanken. Bei einem Preis von 1,02 € pro Liter Super Benzin (E95) eine wahre Freude.
Kaum die Stadt verlassen, klart es auf und die E67 bringt mich entlang der Baltischen See zuerst vorbei an Pärnu, über die Grenze nach Lettland, im großen Bogen vorbei an Riga auf die E77, über die Grenze nach Litauen und rund 12 km nördlich von Siauliai an den Berg der Kreuze.
Ein wahrlich beeindruckender Ort mit unzähligen Kreuzen, die Einheimische und Besucher aus den unterschiedlichsten Gründen (siehe Google oder Wikipedia) hier aufgestellt oder niedergelegt haben.
Jetzt am Nachmittag erwischen mich mehrere, zwar nur kurze aber umso heftigere Regenschauer. Das Baltikum passiere ich ja nur mit ein paar wenigen Highlights gesehen zu haben, aber die Schönheiten des ganzen Baltikum sollen in Zukunft Teil einer eigenen Reise werden.
Es geht noch bis über die Grenze nach Polen, 4 Länder an einem Tag hat man auch nicht alle Tage, wo ich kurz vor Augustow eine wirklich zu empfehlende Unterkunft (Appartement inkl. Frühstück, 30,-€) finde. Das Restaurant ABRO Hotel / Bar hat eine umfangreiche Speisekarte und bietet für die geschmälerte Reisekasse ein hervorragendes Menü.
Samstag, 09.07.2016 (893 km)
Rechts vorbei an Warschau, durch Lodz und dann Breslau links liegen lassen. Einmal von nord-ost nach süd-west durch Polen. Fast auf der ganzen Strecke ein wildes Wolkenspiel am Himmel. Gelegentlich trifft mich dann auch mal ein Schauer.
Kurz vor der deutschen Grenze bei Görlitz verlasse ich die Autobahn in südlicher Richtung. Jetzt komme ich sogar mal eben bei Zittau kurz für ca. 5 km nach Deutschland bevor es bei Petrovice in die Tschechei geht.
Nur noch 20 km, bei mittlerweile besten Wetterverhältnissen, und ich habe die Bikerhöhle des tschechischen „Motorrad-Club Pekelne Doly“ (Teufelsgrube) erreicht.
Hier kann man tatsächlich mit dem Motorrad in die Höhle, durch die Höhle und sogar bis zur Theke fahren.
Übernachten geht hier leider nur bei größeren Veranstaltungen. Also suche ich mir in der Nähe eine Privatpension und kann auch hier wieder für nur wenige Euro in ein Einzelzimmer einziehen. Ein vorzügliches Abendessen gibt es hier noch obendrauf.
Sonntag, 10.07.2016 (654 km)
Schon am Morgen um 8:00 Uhr hat es 23°C und strahlenden Sonnenschein. Ich genieße jeden Meter den ich hier durch das Isergebirge fahren kann. Hier und da noch ein Fotostop und dann komme ich vor Prag auf die Autobahn. Die letzte Etappe dieser Reise führt mich um Prag herum, an Pilsen und Nürnberg vorbei bis ich am Nachmittag gut und wohlbehalten wieder Zuhause ankomme.
Fazit:
Auch diese Reise hatte wieder ihre ganz eigenen Highlights und es bleiben tiefe Eindrücke von den Erlebnissen, die ich unterwegs erfahren konnte. Ich habe 9 zum Teil für mich ganz neue Länder gesehen, eine Menge Kilometer gefahren, tolle Leute kennengelernt und so wird auch dieser Trip bei mir nie in Vergessenheit geraten.
Statistik:
Gefahrene Kilometer: 8.854 km
Bereiste Länder: Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik
Pannen, Ausfälle: 1 durchgebrannte Fahrlicht-Glühlampe
Hier geht es zu dem Bilderalbum dieser Reise -> Album